Erfahrungsbericht zum Coaching
Seit September 2010 arbeite ich als Produktingenieur bei dem deutschen Unternehmen PEPPERL + FUCHS (Mfg) Pte Ltd in Singapur. Als Produktingenieur besteht meine Hauptaufgabe in dem Management von Produkttransfers im Bereich Feldbustechnik von der Entwicklung in Deutschland nach Singapur in die Fertigung. Dazu gehören die Organisation und Durchführung der Produktion von Prototypen und Nullserien von neuen Produkten sowie die Qualitätskontrolle und kontinuierliche Verbesserung von Feldbusprodukten und den damit verbundenen Produktionsprozessen (Reflow-Löten, Lackieren, Wellenlöten etc.) über die komplette Produktlebensdauer. Da man als Produktingenieur eine große Verantwortung für Produkttransfers trägt, täglich viele Aufgaben zur gleichen Zeit anstehen und Kundendruck durch Liefertermine besteht, kann dieser Beruf sehr stressig sein.
Thema Stressmanagement
In der Online-Community des Festo Bildungsfonds habe ich einen Erfahrungsbericht zum Thema Stressmanagement gelesen, der mich sehr interessiert hat. Als ich dies gegenüber Frau Walcker erwähnte, hat sie mir angeboten, ein Telefonseminar zum Thema Stressmanagement mit Frau Hoffmann, einer ausgebildeten Psychologin und Stresstherapeutin, für mich zu organisieren. Schnell war ein passender Gesprächstermin gefunden. Während des Telefonats sind wir zunächst auf die Stressfaktoren in meinem Beruf eingegangen.
Dabei haben wir festgestellt, dass Multitasking einer der zentralen Faktoren ist. Durch die vielen Aufgaben, die zur gleichen Zeit anstehen, kommt es dazu, dass man nicht mehr konzentriert an einem bestimmten Thema arbeitet, da man gleichzeitig an viele andere Dinge denkt. Zudem kommen noch unerwartete Zusatzaufgaben hinzu, beispielsweise, wenn es Qualitätsprobleme mit einem der betreuten Produkte in der Fertigung gibt und man sofort danach schauen muss. Ein weiterer wichtiger Stressfaktor ist das Gefühl, Kontrolle über Projekte zu verlieren. Produkttransfers sind Projekte, die man niemals als einzelne Person durchführen kann. Man ist dabei von mehreren anderen Abteilungen abhängig.
Stressfaktoren
Um den Produkttransfer erfolgreich zu gestalten, muss man die Arbeitsabläufe in diesen Abteilungen richtig koordinieren und darf dabei den Überblick nicht verlieren. Denn wenn man beispielsweise vergisst, einen Träger für das Wellenlöten zu bestellen, dann wird der Produkttransfer gleich um Wochen verzögert. An dieser Stelle kommt man dann zu einem weiteren Stressfaktor – Liefertermine des Kunden. Vor allem Nullserien von Produkttransfers werden dem Kunden meistens direkt versprochen, wodurch ein zeitlicher Druck auf den Produktingenieur entsteht. Auf der anderen Seite steht dagegen immer die Fertigungsqualität des neuen Produkts, der aus meiner Sicht immer die höchste Priorität eingeräumt werden sollte. Das Problem ist nur, dass Optimierungsprozesse zur Verbesserung der Fertigungsqualität Zeit in Anspruch nehmen. Der Kunde möchte aber ein perfektes Produkt – und zwar in kürzester Zeit. Nachdem wir diese Stressfaktoren analysiert hatten, haben wir mögliche Ansätze besprochen, um mit stressigen Situationen im Beruf besser umgehen zu können sowie Stressgefühle zu vermeiden.
Gefühl von Kontrollverlust
Dem Gefühl des Kontrollverlusts über ein Projekt kann man beispielsweise mit To-do-Listen begegnen. Solche To-do-Listen haben mehrere Vorteile. Zum einen hat man immer einen guten Überblick über ein Projekt und sieht direkt die nächsten Schritte sowie mögliche Probleme. Zudem muss man das, was man aufgeschrieben hat, nicht alles im Kopf behalten. Dies ist vor allem abends wichtig, wenn man die Arbeitsstelle verlässt. Man kann sich dann sagen „alles bleibt hier, andere Dinge sind jetzt wichtig“ und weiß, dass man morgen auf die To-do-Liste schauen kann und direkt erkennt, was als nächstes ansteht. Damit vermeidet man, auch noch nach Feierabend ständig über die Arbeit nachdenken zu müssen, damit man auch ja nichts Wichtiges für den nächsten Tag vergisst. Eine solche To-do-Liste wird zwar nie perfekt sein, es ist aber wichtig, dass man selbst damit zufrieden ist und diese im Lauf des Projekts ständig optimiert.
stressigen Situationen im Beruf meistern
Ein weiterer Ansatz, um mit stressigen Situationen im Beruf besser umgehen zu können, ist das Setzen von Prioritäten. Man sollte sich immer die Zeit nehmen, um zu prüfen, was gerade das Wichtigste ist und dann daran arbeiten. Diese Aufgabe sollte man dann möglichst abschließen, bevor man mit einer neuen Tätigkeit beginnt. Damit springt man dann nicht zwischen vielen halbfertigen Aufgaben hin und her und hat abends nicht das Gefühl, dass man nichts zu Ende gebracht hat. Nur wenn man konzentriert Aufgaben abschließt, hat man am Abend das Gefühl, etwas erreicht zu haben, da diese Themen „abgehakt“ sind. Um den Stressfaktor durch Liefertermine zu bewältigen, haben wir analysiert, wie es zu diesem Termindruck kommt.
Dabei haben wir festgestellt, dass ich oft Versprechungen für Liefertermine in Telefonkonferenzen zu schnell gebe, ohne die Komplexität des Produkttransfers vorher zu analysieren. Mir hilft es schon, wenn ich dem Gegenüber zunächst mitteile, dass ich den Produkttransfer erst einmal genau analysieren muss, bevor ich Terminversprechungen gebe. Damit wurden meine Liefertermine zuverlässiger und der zeitliche Druck verminderte sich dadurch auch.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Coachinggespräch zum Thema Stressmanagement mit Frau Hoffmann neue Denkanstöße gegeben hat, um mit stressigen Situationen im Beruf besser umgehen zu können. Die erlernten Methoden versuche ich nun im Alltag einzusetzen, um Stresssituationen besser bewältigen zu können. Vor allem die Erkenntnis, welche Denkweisen Stressgefühle auslösen und wie man diese vermeiden kann, haben mir jetzt schon in den ersten Wochen weitergeholfen. Ich möchte mich auch dafür bedanken, dass ich trotz meiner Tätigkeit im Ausland diese Qualifizierungsmaßnahme des Festo Bildungsfonds in Anspruch nehmen konnte.