Was ist eine Kurzzeittherapie?
Wie der Name schon sagt, ist eine Kurzzeittherapie eine Form von Psychotherapie, die kürzer ist als eine reguläre Therapie. In Deutschland versteht man unter einer
Kurzzeittherapie maximal 24 Sitzungen. Nach den neuen Psychotherapie-Richtlinien von 2017 müssen hierbei zwei Mal zwölf Sitzungen bei der Krankenkasse beantragt werden. Die Kurzzeittherapie gibt es für viele verschiedenen Krankheitsbilder und wird auch von den verschiedenen Schulen (z.B. Psychoanalyse, Verhaltenstherapie) angeboten.
Wie verläuft eine Kurzzeittherapie?
Eine Kurzzeittherapie ist meistens in bestimmte Phasen unterteilt. Eine mögliche Unterteilung ist die in Vorbereitung, Eröffnung und Einleitung, Hauptphase und schließlich Abschluss. Bei der Vorbereitung geht es um die Motivation zur Therapie, die Aufklärung und den Therapievertrag. Dieser Termin gehört nicht zu den offiziell genehmigten Sitzungen und dient dazu eine zukünftige Zusammenarbeit (rechtlich) zu etablieren.
Eröffnung und Einleitung der Kurzzeittherapie dauert ungefähr sechs Sitzungen. Dabei geht es um den Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung zwischen Therapeut*in und Patient*in. Die Symptomatik wird besprochen und erläutert und der oder die Therapeut*in erhält einen Einblick in das Leben des oder der Patient*in. Die Hauptphase zieht sich von der siebten bis zur 22. Sitzung. Während dieser Zeit findet der Hauptteil der gemeinsamen Arbeit statt. Es geht vor allem darum die Wahrnehmung von Emotionen und ihre Verknüpfung mit interpersonellen Erfahrungen zu verbessern.
Natürlich wird der Fokus je nach Problematik des oder der Patient*in anderes gelegt. Außerdem findet während dieser Phase eine kontinuierliche Evaluation des Beziehungsverlaufes statt. Dies ist wichtig, damit die weiteren Behandlungsschritte geplant werden können und nach Bedarf angepasst werden können. Der Abschluss der Therapie erfolgt in den letzten Sitzungen. Wichtig ist hier die Trennung, Loslösung und Vorbereitung des weiteren Vorgehens.
Wie wirksam ist eine Kurzzeittherapie?
Die Wirksamkeit von Kurzzeittherapie unterscheidet sich je nach Problematik des oder der Patienten*in. Es gibt einige Studien, welche die Wirksamkeit von Kurzzeittherapie bei Depressionen, Angststörungen, somatoformen Schmerzstörungen und Verhaltensstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachweisen können. Außerdem gibt es vergleichende Studien zur Kurz- und Langzeittherapie bei Depressionen, die zeigen, dass die Kurzzeittherapie der Langzeittherapie nicht nachsteht. Jedoch gibt es durchaus Patienten*innen, die zwar von einer Kurzzeittherapie profitieren, danach jedoch eine Langzeittherapie brauchen. Dies ist vor allem davon abhängig was der Auslöser der Symptomatik ist und wie Komplex dieser ist.
Wann sollte ich mich für eine Kurzzeittherapie entscheiden?
Häufig ist eine Kurzzeittherapie vor allem nach schweren Lebensereignissen oder als Krisenintervention, z.B. beim Tod eines Angehörigen oder einer Scheidung, hilfreich. Laut einer Studie fühlen sich Betroffene schon nach zwölf Sitzungen deutlich besser als Menschen, die in einer ähnlichen Situation keine Hilfe erhalten. Wichtig ist auch dies mit dem oder der Therapeut*in abzuklären. Ein*e gute*r Therapeut*in erkennt schon nach einigen Sitzungen ob sich die Problematik besser mit Hilfe einer Kurz- oder Langzeittherapie lösen lässt. Auch ist es möglich nach einer Kurzzeittherapie in eine Langzeittherapie überzugehen, wenn sich während den Sitzungen weiterer Behandlungsbedarf entwickelt.
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