Medienkompetenz für Kinder und Jugendlichen
Kinder und Medien/Internet– womöglich eins der aktuellsten und schwierigsten Themen der heutigen Erziehung. Eltern und Kinder bzw. Jugendliche werden fast täglich mit diesem komplexen, vielschichtigen Aspekt des heutigen Alltags konfrontiert. Gerade die Frage, wie das Thema Medienkonsum im Dialog bzw. der Interaktion zwischen Eltern und Kind behandelt werden sollte, verunsichert viele Eltern.
Denn Medien können Risiko und Chance zugleich sein. Die Strategien reichen mitunter von völliger Freiheit bis zu strikten Verboten – doch was ist tatsächlich sinnvoll? Ein wichtiges Stichwort dabei ist die sogenannte Medienkompetenz – mittlerweile eine Schlüsselqualifikation bei der Mediennutzung im Alltag. Werfen wir einen Blick auf die Definition und Erörterung einiger Begrifflichkeiten, die Fakten, sowie die pros und contras von Medienkonsum.
Begriff Medien und Medium
Der Begriff „Medien“ bezeichnet natürlich Fernseher, Smartphones, Computer, Tablets etc., aber auch Bücher, Radios, Zeitungen usw. Mediennutzung beschäftigen unsere Gesellschaft früher ebenso wie heute. Schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts gab es Diskussionen um den Einfluss der schriftlichen Medien und zunehmend auch des Massenmediums „Fernseher“. Die anfängliche Ablehnung führte mit der weiteren Verbreitung des Fernsehers zur Hoffnung, die Mündigkeit und Partizipationschancen der Bürger könnten durch den vermehrten Zugang zu Informationen und der kritischen Auseinandersetzung mit diesen Infos steigen.
Ungefähr in den 70er-Jahren wurde der Begriff „Mediennutzung“ geprägt – die Menschen wurden nicht mehr nur als passive Konsumenten der Medieninhalte gesehen, sondern ebenso als aktive Teilnehmer am Mediengeschehen. Dies gilt bis heute: Jeder Mediennutzer kann Informationen aufnehmen und hat ebenso die Chance, eigenen Input zu generieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Diese Chance geht natürlich einher mit einer größeren individuellen Verantwortung für den eigenen Umgang mit Medien.
Hier kommt der Begriff der „Medienkompetenz“ ins Spiel. Eine Kompetenz ist laut Duden eine Fähigkeit, ein Sachverstand – ist also nicht angeboren, lässt sich aber trainieren. Medienkompetenz kann selbstständig erworben werden, bedarf allerdings oftmals der Hilfe durch Eltern, also Erziehende. Kinder wissen zwar heutzutage häufig viel, teils sogar mehr über Medien als ihre Eltern, das heißt allerdings nicht, dass die Kinder schon die neurologischen Voraussetzungen haben, das Gesehene angemessen zu verarbeiten und einzuordnen. Bis zum 12. Lebensjahr reift die Fähigkeit des Gehirns, Abstraktes zu verstehen und in einen Kontext zu bringen noch stark aus.
Medienkompetenz und erlernbare Fähigkeiten
Die Erwartung, alle Menschen könnten zu perfekt medienkompetenten Mediennutzern werden, ist allerdings unrealistisch. Medienkompetenz umfasst viele verschiedene teils schwer fassbare Komponenten:
- die Fähigkeit zur Rollendistanz: die Abgrenzung meiner eigenen Person zu fiktiven oder realen Personen der Medien
- der Kompetenz zur Ambiguitätstoleranz: die Toleranz, dass Sachverhalte nicht immer vollumfassend eindeutig geklärt werden können und manche Dinge uns schlicht und einfach unbekannt und unsicher bleiben und
- die Fähigkeit zur Ambivalenztoleranz: die Toleranz, dass viele Themen nicht nur „schwarz oder weiß“ sind, sondern viele verschiedene mitunter paradoxe Aspekte beinhalten die ein klares Urteil erschweren.
Einfacher ausgedrückt bedeutet Medienkompetenz, sich über Medieninstrumente, -Funktionsweisen, -Inhalte und Auswirkungen bewusst zu sein beziwhungsweise zu informieren, und mit diesem Wissen sowie den durch die Medien vermittelten Inhalten kritisch reflektierend umzugehen. Alle Mediennutzer sollten eine möglichst hohe Medienkompetenz anstreben bzw. erreichen – das bedeutet, es ist als Elternteil nicht einfach damit getan, dem Kind den Zugang zu Medien zu verbieten oder die Nutzungszeit zu begrenzen. Das Kind sollte sich, durch die Eltern angeleitet, inhaltlich umfassend und kritisch mit dem Thema auseinandersetzen und zu eigenen angemessen Einstellungen gelangen.
Empfehlungen zur Mediennutzung für Kinder und junge Erwachsene
Die BZGA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) empfiehlt bzgl. des Medienkonsums je nach Alter der Kinder unterschiedliche Längen der Nutzungsdauer. Bis zum dritten Lebensjahr sollten Kleinkinder keinen Medien ausgesetzt sein. Wichtig sei neben der Limitierung der Nutzungsdauer die Beachtung einer guten Balance, so solle z.B. für ausreichend Schlaf (ca. 7-8 Stunden pro Nacht) und Bewegung (mind. 1 Stunde pro Tag) gesorgt werden.
- 3-6-Jährige sollten pro Tag höchstens 30 Minuten Medien konsumieren.
- Den 6-9-Jährigen werden 5 Stunden Medienkonsum pro Woche,
- den 9-12-Jährigen 7 Stunden pro Woche empfohlen.
- 12-14-Jährige sollten Medien höchstens 1,5 Stunden pro Tag und mit elterlicher Inhaltskontrolle (wie sie bei den jüngeren Kindern ebenso vorhanden sein sollte) nutzen.
- Bei 14-16-Jährigen seien 2 Stunden pro Tag empfohlen.
Studie zum Medienkonsum in Deutschland
Widmen wir uns nun den durch wissenschaftliche Studien gewonnenen Erkenntnissen und Statistiken über den tatsächlichen Umgang mit Medien in Deutschland – wie viel Zeit verbringen Kinder mit Medien? Der medienpädagogische Forschungsverband Südwest (mpfs) stellt seit 1998 regelmäßig verschiedene Untersuchungsreihen zur Mediennutzung in Deutschland an. Die Reihe KIM (Kinder, Interaktion und Medien) liefert Statistiken zum Medienkonsum/Mediennutzungsverhalten 6-13 jähriger Kinder, die Studie JIM (Jugendliche, Interaktion und Medien) beschäftigt sich mit dem Medienkonsum 12-19 jähriger Teenager und die Studienreihe FIM (Familie, Interaktion und Medien) untersucht das gesamte Familiensystem im Bezug zum Medienkonsum.
In der FIM-Studie von 2016 wurden 284 Familien (die Eltern und 3-19-jährige Kinder) als repräsentative Stichprobe befragt. Es findet sich in fast jedem Haushalt eine Vollausstattung an Medien, viele Kinder verfügen bereits über eigene Geräte wie Handys oder Fernseher. Durchschnittlich konsumieren die befragten Kinder im vierten Lebensjahr zum ersten mal selbstbestimmt Medien wie z.B. den Fernseher. Viele Eltern sehen den Einfluss der Medien auf das Familienleben ambivalent.
Für die Organisation und Kommunikation innerhalb der Familie sind bspw. Messenger-Dienste sehr wichtig und hilfreich. Das Thema der Mediennutzung birgt allerdings auch ein großes Konfliktpotenzial. In vielen Familien (vor allem mit jüngeren Kindern) sind die Mahlzeiten und das Zu-Bett-Bringen wichtige Momente der familiären Kommunikation – daher ist es wichtig, darauf zu achten, diese Zeiten nicht durch Medien zu stören.
Internetnutzung und Fernsehkonsum
Die KIM-Studie aus dem Jahr 2016 befragte 1 200 Kinder zu ihrem Medienkonsum. Die Hit-Liste der allgemeinen Interessen führen Freundschaften an, allerdings hat der Fernsehkonsum den höchsten Anteil der Freizeitgestaltung. Die Dauer der Mediennutzung steigt allgemein mit dem Alter an, so ist die Handynutzung bei 14-Jährigen ausgeprägter als bei Jüngeren. Die Fernsehzeit der Kinder bewegt sich zwischen 75 und 101 Minuten pro Tag, die Dauer der Internetnutzung zwischen 15 und 69 Minuten pro Tag.
Der Tablet-Konsum der Kinder ist im Vergleich zu den letzten Jahren gestiegen, was auch an der erhöhten Ausstattung liegt. ¾ der befragten Eltern geben an, keinerlei Jugendschutzsoftware o.ä. installiert zu haben. 11% der Kinder berichten, im Internet einmal bereits mit ungeeigneten Inhalten (v.a. pornographischer Natur) konfrontiert worden zu sein. Über die Hälfte der Kinder nutzen die Medien für wissenschaftlich-bildende Inhalte wie z.B. die Sendung „Wissen macht AH!“.
Mediennutzung und Verhalten der Probanden
Laut der JIM-Studie von 2019 besitzen über 90% der Jugendlichen ein eigenes Smartphone und über die Hälfte verfügt über einen eigenen TV und PC. Pro Tag nutzen die Jugendlichen nach eigener Einschätzung etwa 200 Minuten lang Medien, oft für Alltagshilfen wie Navis etc. Etwa die Hälfte der Befragten ist im Internet bereits auf Hasskommentare, „Fake News“ oder beleidigende Inhalte über die eigene Person gestoßen. Eine andere Studie, in der 12-20-Jährige befragt wurden, ergab, dass viele Jugendliche Medien zwar kritisch betrachten, allerdings selten ihr Verhalten konsequent danach ausrichten. So seien einige Jugendlichen der Meinung, es bleibe nichts anderes übrig als den Medien zu vertrauen, und dass ihr Verhalten keine Änderung/Besserung an den von ihnen kritisierten Punkten (wie z.B. Profitgier) bringen könne.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Medienkonsum über die letzten Jahre und Jahrzehnte zwar angestiegen ist, die Persönlichkeit der Menschen aber nicht grundlegend verändert, sondern eher eine verstärkende Rolle einnimmt. Wer ohnehin intelligent und neugierig ist, wird von den Chancen der zahlreichen Informationsangebote profitieren, wer schon immer gerne soziale Kontakte knüpfte tut dies nun zusätzlich über soziale Medien, wer gerne liest ergänzt (nicht ersetzt) die Bücher durch z.B. e-books usw.
Auswirkungen und Folgen des Medienkonsums von Kindern
Medien eröffnen uns viele Chancen und können durchaus einen positiven Einfluss auf unseren Alltag und die kindliche Entwicklung haben. Bei den oft allgegenwärtigen Konflikten und Risiken im Medienumgang werden die positiven Auswirkungen und Folgen des Medienkonsums von Kindern häufig vergessen. Die Anonymität und Vernetztheit des Internets bspw. kann vielen Heranwachsenden helfen, sich über tabuisierte Themen wie z.B. Suizidalität oder Sexualität auszutauschen und so Unterstützung und Hilfe zu erhalten.
Eine Art der Nähe ist möglich, ohne der Person/den Personen tatsächlich körperlich nahe sein zu müssen. So kann auch der Umgang mit eigenen Affekten eingeübt werden. Die weltweite Verbundenheit kann natürlich auch politisch oder ethisch große Vorteile bieten und auch zu Eigeninitiative und Engagement führen. Auf der individuellen Ebene tragen vor allem soziale Medien verstärkt zur Identitätsbildung bei, man sieht Vorbilder ebenso wie „Antihelden“ von denen man sich abgrenzen möchte.
Feinmotorik und Reaktionsgeschwindigkeit
Bei der Alltagsbewältigung sind moderne Medien nicht mehr wegzudenken, sei es das Navi oder die Fahrplan-App des Nahverkehrs. Auch auf die neuronale Ebene haben Medien Einfluss, so können z.B. durch bestimmte Computer-/Konsolenspiele die Feinmotorik und Reaktionsgeschwindigkeit trainiert werden. Der wohl alltäglichste positive Effekt von Medien lässt sich im Bereich der Informationsgewinnung und Lernen beobachten. Durch die niedrigschwellige Zugänglichkeit zu unzähligen Informationsquellen ist es heutzutage leichter denn je, sich über jedes gewünschte Thema zu informieren. Auch gibt es mittlerweile viele Methoden, Medien zum Lernen im Schulkontext zu nutzen. Aktuell sieht man durch die Corona-Krise, wie wichtig diese mediale Form des Unterrichts sein kann.
Risiken in der Mediennutzung
Allerdings bergen Medien, vor allem ein unangemessener Umgang mit ihnen, auch viele Risiken und Gefahren. Hier gilt u.a. die alte Weisheit: Die Dosis macht das Gift. Nicht jede Mediennutzung muss zu den im Folgenden beschriebenen Problemen führen – es ist allerdings möglich. Wenn Mediennutzung bspw. in Kombination mit allgemeinem gravierendem Bewegungsmangel einhergeht kann es zu Übergewicht und Körperhaltungsschäden kommen. Kurzsichtigkeit kann durch verstärkte Fokussierung auf nahe Bildschirme besonders bei Heranwachsenden vermehrt auftreten. Bei direkter Nutzung vor dem Schlafen-gehen können sich Medien schädlich auf die Einschlafzeit, die Durchschlafdauer und die Schlafqualität auswirken (da das Licht von z.B. Handys die Melatonin-ausschüttung des Körpers hemmt – Melatonin macht uns müde), was wiederum über verkürzte Tiefschlafdauer zu Gedächtniseinbußen führen kann.
Auf das Gedächtnis und Lernen wirken Medien außerdem über den Zeitfaktor: wenn ich viel Zeit mit Medienkonsum verbringe, habe ich weniger Zeit zum Lernen für die Schule. Bereits Gelernte Inhalte können des Weiteren durch direkt folgende emotionale Medieninhalte (wie z.B. Gewalt) „überschrieben“ werden: Durch die Emotionalität verschlechtert sich die Konsolidierung des vorher Gelernten. Nach der Schule und vor dem Einschlafen sollten also möglichst keine Medien konsumiert werden. Betrachtet man die Wirkung einiger Medien auf neurologischer Ebene, kann man zwei Phänomene beobachten: Zum einen befindet sich das Gehirn durch die vielen Medien sehr häufig in einem Zustand der geteilten Aufmerksamkeit, das heißt man fokussiert sich nicht auf nur eine Aufgabe, wie z.B. einen Aufsatz schreiben, sondern teilt die Aufmerksamkeit auf indem man z.B. alle paar Minuten auf sein Handy guckt.
Neuronale Überforderung im Zusammenhang mit Mediennutzung
Weniger Aufmerksamkeit für die eigentliche Aufgabe führt zu einer oberflächlicheren Verarbeitung und dadurch zu einer geringeren Leistung. Das zweite neurologische Phänomen wird auch „digitale Demenz“ genannt und bezieht sich auf die Arbeitsweise der Neuronen – durch starke Aktivität werden die Verknüpfungen im Gehirn verstärkt, durch geringe Nutzung geschwächt. Durch das häufige Delegieren von Aufgaben an Medien und Geräte können also bestimmte Funktionen im Gehirn schwächer werden, da sie nicht mehr so intensiv genutzt werden.
Das Nutzen von Navis beispielsweise kann zu einer Verschlechterung des Orientierungssinnes führen. Besonders die Gehirne kleiner Kinder sind oft von der Reizüberflutung der Medien überfordert, was u.U. die Entwicklung einer Konzentrationsschwäche beziwhungsweise Aufmerksamkeitsproblematik wie ADHS begünstigen kann.
Agressivität und psychische Instabilität bei Kindern und Jugendlichen
Ein weiterer Aspekt, der vielen Eltern Sorgen macht, ist Aggressivität. Oft wird befürchtet, der Konsum von gewalt-haltigen Medieninhalten könnte die real ausgelebte Aggressivität der Kinder/Jugendlichen steigern. Das kann durchaus der Fall sein, allerdings meist dann, wenn die Kinder ohnehin eine Veranlagung zur Aggressivität haben und in einem sozial schwachen Umfeld aufwachsen.
Vermehrter Konsum von aggressiven Medieninhalten kann zu einem Gewöhnungseffekt und dadurch zu sinkender Empathie und Hemmschwelle führen – dies kann allerdings bei sozial gut eingebundenen Kindern aufgefangen und relativiert werden. Ein kausaler Zusammenhang zwischen Mediengewalt und realer Gewalt ist nicht nachweisbar.
Ein weiteres Risiko der neuen Medien und des verstärkten Medienkonsums betrifft die psychische Stabilität von Kindern und Jugendlichen. Vor allem cyber-Mobbing und der ständige Vergleich des eigenen Körpers und Lebens mit anderen kann besonders in der Jugend zu verstärkten Selbstwert- und Angststörungen führen. Durch Psychoedukation und die Entwicklung eines starken Selbstwertes und realistischen Schönheitsbildes kann dem entgegengewirkt beziehungsweise vorgebeugt werden.
Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen
Wenn Kinder viel Zeit mit Medienkonsum verbringen, denken Eltern oft an Mediensucht. Mediensucht ist noch keine offizielle Diagnose und sollte sehr differenziert betrachtet werden. Die Sucht kann verschiedene Komponenten der Medien betreffen, so gibt es Computerspielsucht, Internetsucht oder auch social-media-Sucht. Allerdings geht es bei diesen Arten von Sucht nicht nur darum, wie viel Medienkonsum die Kinder erleben. Wichtige Symptome sind zusätzlich ein Kontrollverlust des Medienumgangs, Entzugserscheinungen bei ausbleibender Nutzung sowie negative soziale Folgen (wie Isolation) und das trotzdem weiter anhaltende Suchtverhalten.
Es gibt wenig Statistiken zur Mediensucht bei Kindern, es wird aber davon ausgegangen, dass besonders pubertäre Jungen gefährdet sind. Diese Annahme kann allerdings unter Umständen darauf zurückzuführen sein, dass Mediensucht häufig mit Computerspielsucht gleichgesetzt wird und Jungen nun einmal signifikant mehr Computerspiele spielen als Mädchen.
Bei Kindern mit einer Mediensucht werden häufig komorbide (also gleichzeitig auftretende) Störungen wie Depressionen oder Angststörungen festgestellt. Unklar ist allerdings, in welche Richtung dieser Zusammenhang wirkt: Ist die Mediensucht lediglich eine Manifestation, ein Symptom einer bereits vorhandenen Störung, oder verursacht die Mediensucht die Komorbiditäten? Hilfreich ist in jedem Fall ein starkes soziales Umfeld und die Beschäftigung mit anderen Aktivitäten außerhalb der Medienwelt.
Empfehlungen im Umgang und Handhabung der Medienkompetenz
Viele Chancen, viele Risiken – was kann man also tun, um in diesem vielschichten Themengebiet nicht verloren zu gehen? Es gibt einige Faktoren, die nachgewiesenermaßen einen Einfluss auf den Medienumgang haben: das Alter, Geschlecht und der sozioökonomische Status. Diese Dinge lassen sich nun aber einmal schlecht ändern. Es gibt jedoch ein paar Hinweise, denen mal folgen kann, um einen angemessenen Umgang mit Medien und eine höchstmögliche Medienkompetenz zu erreichen.
Wie wir jetzt wissen, ist dies zwar kein Allheilmittel, trägt allerdings viel zur Auswirkung der Medien bei: die Mediendauer beschränken. Auf Medien kann heutzutage nicht verzichtet werden, man kann aber die Dosis so weit wie möglich reduzieren. Sehr wichtig ist außerdem die ausgewogene Balance zu den restlichen Lebensbereichen: ein starkes soziales Umfeld, Sport, Familie, Schule, Schlaf. Man braucht von allem etwas und von keinem zu viel.
Kommunikation und Edukation innerhalb der Familie über Medien und ihre Inhalte ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, um das Verständnis und die Reflektionsfähigkeit der Kinder zu stärken. Eltern sollten dabei niemals „bösartig verfolgend“ mit dem Medienkonsum der Kinder umgehen, sondern eine wohlwollende aber verlässliche Struktur und Regeln finden (z.B. in Form eines Mediennutzungsvertrages) und mit dem Kind im Dialog bleiben. Im besten Fall führt dieses Vorgehen zu einem Verständnis des Kindes und dadurch zur Akzeptanz der elterlichen Regeln. Wie bei so vielen anderen Verhaltensweisen von Kindern gilt auch hier: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das Medienverhalten der Eltern hat oft einen großen Einfluss auf das ihrer Kinder. Strukturen und Regeln bezüglich des Medienkonsums sollten also im besten Fall nicht nur von den Kindern, sondern auch von den Eltern eingehalten werden.
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Marieke Kemper Bachelor of Science
Autorin im Psy-Blog
studiert Psychologie an der Universität Saarbrücken
Praktikantin in der Psychologischen Praxis seit 2020
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