Geschwisterrivalität
Streit unter Geschwistern
Rivalität unter Geschwistern
Der Begriff „Geschwisterrivalität“ beschreibt die Konkurrenz von Geschwistern, insbesondere in Hinblick auf die Gunst der Eltern. Gefühle wie Neid, Eifersucht, Ablehnung und Aggression entstehen und können sich bis zu Hass und Missgunst steigern. Trotz allem gehört die Rivalität zwischen Geschwistern genauso zum Geschwisteralltag, wie Geschwisterliebe, -solidarität und -vertrauen. Familiendynamik, kultureller Hintergrund und Erziehungsbedingungen beeinflussen die Rivalität zwischen Geschwistern. Besonders häufig kommt es zu Rivalitäten zwischen gleichgeschlechtlichen Geschwistern und Geschwistern mit geringem Altersunterschied. Diese Konstellationen bieten Anlass für Vergleiche und es kommt zu Gefühlen wie Benachteiligung, Kränkung oder Frustration. Günstiger zeigen sich Geschwisterkonstellationen mit großem Altersunterschied und Geschlechtsunterschied. Hier ist die Tendenz zu vergleichen wesentlich geringer. Ein weiterer Faktor, wie gut Geschwister harmonieren, stellt die Ähnlichkeit ihres Temperamentes dar. Geschwister in der frühen und mittleren Kindheit scheinen sich besser zu vertragen, wenn sie ähnliches Temperament besitzen.
Anwachsen des Geschwisterkreises
Ein neues Familienmitglied stellt einen großen Einschnitt im Leben des älteren Kindes dar. Meist beginnt die Problematik durch ein erlebtes „Enttrohnungstrauma“, wenn ein jüngeres Geschwisterkind geboren wird. Es kommt vor, dass das ältere Geschwisterkind sich plötzlich zurückgesetzt fühlt. Es muss auf einmal lernen zu teilen und es merkt, dass es nicht mehr alleine im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Diese Gefühle der Verunsicherung fallen je stärker aus, je mehr das Kind zuvor sein Selbstwertgefühl aus Zuwendung der Eltern, anstatt aus eigenem Kompetenzerleben bezogen hat.
Damit es nicht zwangsläufig zu einem „Enttrohnungstrauma“ kommt, wenn ein neues Familienmitglied zur Welt kommt, kann das ältere Geschwisterkind durch die Eltern auf dieses Ereignis vorbereitet werden. Es muss deutlich gemacht werden, dass es selbst nicht zu kurz kommt. Außerdem können die Vorteile eines Geschwisterkindes mit dem älteren Kind besprochen werden. Es kann ebenso darauf geachtet werden, dass sich, gerade in den ersten Monaten nach dem Familienzuwachs, auch intensiv um das ältere Geschwisterkind gekümmert wird. Wenn die Mutter mit der Pflege des Neugeborenen zeitlich sehr vereinnahmt ist, kann beispielweise der Vater sich vermehrt um das ältere Geschwisterkind kümmern.
Individuelles Lob als Schlüssel zum Familienfrieden
Eltern neigen außerdem öfter dazu Vergleiche anzustellen, was eine weitere Ursache für Rivalitäten werden kann. Aussagen, wie „Dein Bruder kann das aber schon viel besser“ sind kontraproduktiv, indem sie Rivalität und Neid zwischen den Geschwistern schüren. Günstiger ist es dagegen, die individuellen Fortschritte und Fähigkeiten zu loben, um Konkurrenzdenken und Frustration zu verhindern. Geschwisterrivalität gehört also zum Familienalltag, wie Geschwisterliebe und kann mit Feingefühl der Eltern für die Bedürfnisse jedes Kindes vermieden werden.
Die Inhalte des Elternworkshop Geschwisterrivalität
- Arbeit mit Fallbeispielen zum Kontext
- Edukative Unterstützung aus Psychologischer Sicht
- Methoden zur Konfliktlösung für Eltern
Es gibt viele Situationen, in denen scheinbar unwichtige Gründe zu einem Streit zwischen Geschwistern führen können. Rivalität unter Geschwistern ist etwas völlig normales. Durch situationsangepasstes Verhalten können Eltern gerade im Kleinkindalter viele Konflikte zwischen Kindern von Eltern entschärft oder auch vermieden werden. Im Gegensatz zu allen anderen Beziehungen, die wir im Leben haben, ist die Beziehung zu Geschwistern die längste und oft auch engste Beziehung, die wir haben. So wie die Rivalität dazugehört, gehört ebenso auch Solidarität und Unterstützung dazu.
Literaturempfehlung: Hartmut Kasten. Geschwister – Vorbilder, Rivalen, Vertraute. München: Reinhardt 2001